Drei Tage vollgepackt mit neuen Eindruecken, emotionalen Hochs und Tiefs und beeindruckend karger Landschaft. Mit dem Fuehrer hatten wir dieses Mal etwas Pech. Er half "lediglich" aus, da sein Kollege (der eigentlich mit uns kommen sollte) niemanden fand, der das Buero huetet. Entlarvend war die Aussage zu Beginn der Tour: "No me gusta esta parte." (Mir gefaellt diese Gegend nicht.) Er sei viel lieber dort, dort und dort unterwegs... Also beschlossen wir, das Beste draus zu machen und uns nicht allzu sehr mit der Unlust des Herrn Guide zu beschaeftigen. Das klappte recht gut. Man ist ja sozial. ;-)
Die meisten "Jalq'a" sind Selbstversorger. Wenn's gut kommt haben sie ein paar Kuehe, Bullen oder Ziegen. Nicht verwunderlich also, dass saemtliche Frauen, Maenner und Kinder, die wir kreuzten, die hohle Hand machten. Unsere Cocablaetter, Riegel, Farbstifte und Malbuecher nahmen sie mit einem breiten Lachen und grosser Dankbarkeit entgegen. Ruehrend. Dennoch sehen nicht alle Leute in der Gegend gerne Touristen. So waren wir immer wieder froh, nicht alleine als Gringos unterwegs zu sein.
Am 1. Tag holte uns ein Gewitter ein. Wir wanderten die ersten 3/4 h im Hagel, waehrend unweit von uns die Sonne schien. Schraeg, aber irgendwie auch lustig! Ueber einen alten Inkaweg, dann durch ein Flusstal (gesaeumt von rotem, gruenem und lilafarbenem Broeckelfels), ueber eine alte Haengebruecke nach Maragua, ein Weiler inmitten eines alten Vulkankraters. Die letzte halbe Stunde mussten wir mit Stirnlampe laufen. Der Guide hatte keine Ahnung, wo die Unterkunft war, also klopfte er bei zwei Haeusern, bis schliesslich Hilfe aus der Dunkelheit kam. So gab's doch noch einen "Gute-Nacht-Schoppen": Pasta-Gemuese-Suppe.
Bereits um kurz nach 7 h liefen wir am 2. Tag los. Die Wanderung ging an die Substanz: Stundenlang trampelten wir auf unserem eigenen Schatten rum, bei gleissender Hitze. Wir tranken je fast 4 Liter. Mehrmals waren wir froh, gegen Tollwut geimpft zu sein. Denn wirklich jedes Haus wurde von mindestens einem Klaeffer bewacht. Die bellten und knurrten nicht nur, sondern rannten uns auch nach. Steinwuerfe und Stockgefuchtel halfen ab... Am Mittag fuellten wir unsere Wasserflasche bei einer Schule. Wir waren wieder mal die Attraktion. Gringos halt. ;-) Nach mehr als 12 Stunden unterwegs kamen wir (wieder mit Stirnlampe bewaffnet) in Quila Quila an, wo uns eine Familie aufnahm. Im oberen Stock des Erdhauses schliefen wir auf bretterharten Betten. Ein Gitterrost und obendrauf als Matratzen einige Lagen Kartonschachteln. Aber immerhin. Die 4 Kinder, die wohl sonst hier schlafen, richteten im Erdgeschoss (auf dem staubigen Zementboden zwischen Getraenkeharassen) ihre Schlafstaette ein.
Tag 3: Auf der Ladeflaeche eines Lastwagens und eines Pickups schafften wir es in gut zwei Stunden zurueck nach Sucre. Auf der Fahrt wurde uns klar, woher all die Frauen kommen, die in der staedtischen Markthalle sitzen - hinter einem Tuch, auf dem sie ihr Gemuese anpreisen. Jene Frauen, die keinen festen Markstand vermoegen. Aber wenigstens das! Mehr als 80 Prozent der Landbevoelkerung Boliviens lebt in Armut. In staedtischen Gebieten ist es rund jede/r Dritte.
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