Montag, 18. Oktober 2010

Alles im Lot auf'm Boot

Puno. Unsere letzte Station in Peru. Die Stadt gewinnt zwar keinen Schoenheitswettbewerb, ist aber ein guter Ausgangspunkt fuer Ausfluege auf den Titicacasee. Was wir natuerlich auch machten.

Uros und die "Floating Islands"
Die "schwimmenden Inseln", eine halbe Bootsstunde von Puno entfernt, haben uns beim ersten Besuch verbluefft: Da leben die so genannten Uros auf Inseln, die ganz aus Schilf gemacht sind. Immer sonntags gehen sie in die Stadt, um z.B. Reis und Kartoffeln zu kaufen. Damit's nicht immer Fisch gibt. ;-) Die farbigen Kleider der Frauen blenden geradezu im Sonnenlicht.

Amantani
Der Ausflug auf die Insel Amantani hat einigermassen ungluecklich begonnen: Wir wurden eine Stunde frueher abgeholt als abgemacht und waren entsprechend nicht parat. Alle durften also auf uns warten. Statt direkt nach Amantani zu fahren, ging's nochmals zu den Uros und ihren schwimmenden Inseln. Warum konnte oder wollte uns niemand der Verantwortlichen sagen. Also holten wir auf dem Boot unser Zmorge aus dem Picknicksack nach, waehrend die anderen der Praesentation der Uru-Familie (Leben, Braeuche, Alltag...) lauschten. Doch da kam's: Wir realisierten, dass es alleine auf der einen Seite des Schiff-Kanals 14 Anlegestellen fuer Touristen-Boote gibt. Auch war der Ablauf des "Vorstellungs-Programms" genau so, wie wir's am Tag zuvor bei einer anderen Familie erlebt hatten. Am Schluss die obligaten Lieder wie "Alouette, gentille Alouette...", "Row your boat"... Als ob es ein Trainings-Camp fuer die Familien gaebe, damit alle Touristen dasselbe erleben. Tags zuvor hatte uns der Praesident der Kommune gesagt: SEINE Familie warte halt auf ihre Chance. S'kaemen nur etwa alle 3 Tage Touristen vorbei. Und so koennten sie sich einen kleinen Zustupf verdienen (knapp 2.- Fr. pro Tourist).  Wer's glaubt...

Dann ging's aber doch (wenn auch im Schneckentempo) zur Insel Amantani. Wir Touristen wurden verschiedenen Familien zugeteilt, wo wir ein Zimmer und Essen bekamen. SFunterwegs hatte das Privileg, bei Freddy, dem Praesidenten des Dorfes, und dessen Frau Violetta einquartiert zu werden. Ihr Haus ist von der einfacheren Art: Aus Backsteinen, die aus Erde geformt sind. Wasser gibt's aus dem Zuber neben dem WC-Huettli, die Kueche hat eine Kochnische mit Feuerstelle, aber ohne Kamin. Rote Augen vorprogrammiert. Zmittag, Znacht, Uebernachtung und Zmorge fuer ca. 8 Fr. pro Person. Wir drueckten Freddy das Geld in die Hand, worauf er meinte, er werde morgen mit der Tour-Agentur abrechnen. Worauf wir uns wiederum fragten: Was bleibt fuer ihn und seine Familie denn noch uebrig? Komisches Geschaeft... Freddy erzaehlte stolz, wie er vor 3 Jahren mit Violetta, dem 11-jaehrigen Sohn und der 5-jaehrigen Tochter bei den Eltern ausgezogen sei und jetzt eben hier sein eigenes Zuhause habe.

Taquile
Am andern Tag wurden wir herzlich und mit Umarmungen verabschiedet. Zugegeben, wir waren etwas ueberrumpelt. ;-) Auf ging's zur Insel Taquile. Vor 5 Jahren wurde die Handwerkskunst (v.a. weben und stricken) der "Taquileños" von der UNESCO geehrt. Die lauschige Insel hat den Tourismus laengst entdeckt und so war es nicht weiter verwunderlich, dass die Frauen und Maenner auf dem Dorfplatz in ihren traditionellen Kleidern puenktlich fuer Fotos bereit standen (und so ein paar extra-Soles verdienen konnten). Fuer uns erneut eine zwiespaeltige Erfahrung: Einerseits die Schoenheit und Einzigartigkeit der Insel und ihrer Bewohner zu sehen. Andererseits zu erleben, wie sehr das alles der Tourismus-Industrie ausgesetzt (oder verfallen?) ist.



Oben: Bei den Uros auf den schwimmenden Inseln
Unten: Wenn es Abend wird auf Amantaní

Oben: Frueh uebt sich, wer eine Meisterin werden will
Unten: Silbermorgen auf Amantaní

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