Samstag, 15. Januar 2011

Keiner zu fein ein Wanderer zu sein - eine Szenenstudie

Einmal mehr haben wir erfahren, dass wir CH-Gringos etwas anders ticken. Und, dass Dinge, die fuer uns selbstverstaendlich sind, eben nicht selbstverstaendlich sind. Heute zum Thema wandern...

Sonntagmorgen. Wir packen unsere grossen Rucksaecke mit dem ganzen Wander- und Campingmaterial. Dazu kommt Essen fuer 4 Tage. Um 9 Uhr kommt der Taxifahrer, der uns zum Anfang des Wanderweges faehrt und meint, es sei halt schon noch frueh...

Wer frueh loslaeuft, kommt in der Regel auch zeitig ans Ziel. Und wenn wir dann jeweils um etwa 15-16 Uhr beim Refugio (Berghuette) ankommen, uns ein hausgebrautes Bier goennen, uns ein bisschen im eiskalten Bach waschen, dann beobachten wir gerne, wie nach und nach die argentinischen Wanderer "eintroepfeln". Wir sehen oft sonderbarste Szenen und Gestalten: Viele, um nicht zu sagen die meisten, tragen gerade mal hippig-farbige Stoff-Converse-Schuhe, einige sogar ein paar Turnschuhe. "Wie machen die das bloss?", fragen wir uns jeweils. Unsereins war froh, wenigsten halbhohe Trekkingschuhe zu tragen, denn die Wege sind oft sandig und nicht unsteil (mehr dazu spaeter).

Unsere grossen Rucksaecke finden grosse Beachtung. Wohl weil grosse Rucksaecke hier eine Seltenheit sind: Es genuegt ja ein kleiner (Schul-)Rucksack. Denn das Schlafmaetteli, das Zelt und die Feldflasche koennen ja easy mit Schnur aussen angehaengt werden. Bambel, bambel. Wer aber das Gebambel nicht mag, nimmt just einen zweiten Rucksack und traegt ihn vorne. 4-6 Stunden lang. Und weil ja nichts ueber einen guten Stil geht, darf's zum Wandern auch hier und dort ein Jeansrock und ein Lederjaeggli sein (ohne Seich imfall!).

Der suedamerikanische Tagesablauf (und vor allem der argentinische) ist verglichen mit dem schweizerischen etwa 3 Stunden nach hinten verschoben. Liegt's an der Zeitverschiebung? Egal. Jedenfalls ist uns das eigentlich ganz recht. Denn so haben wir morgens und abends bei den Campingplaetzen die Tische und die WCs fuer uns alleine. 

Bei den Refugios steht oftmals eine Liste mit den spaetmoeglichsten Ablaufzeiten zu den wichtigsten Zielen in der Umgebung. Wir sind in der Regel dort, wenn man spaetestens loslaufen sollte. Viele starten offenbar erst so um die Mittagszeit oder auch erst um 15 Uhr. Doch puenktlich um 21 Uhr treffen dann alle zum Znacht im Refugio ein.

Eine alte geometrische Regel besagt: Der kuerzeste Weg zwischen zwei Punkten ist eine Gerade. Leider haben die argentinischen Wanderwegbauer diese Regel etwas zu ernst genommen, egal wie steil der Berg ist. So haetten wir Schweizer Bergtouristen gerne ab und zu mal ein Zickzack, um auf dem teils sandig-rutschigen Untergrund nicht nur zu rutschen

Argentinische Jugendliche haben wohl gerne Intervalltraining. So sprinten sie oft in einem Hoellentempo den Berg hoch, um kurze Zeit spaeter ausser Puste uns eimnal mehr vorbeiziehen zu lassen

Ja, und nach all diesen Erfahrungen wundern wir uns auch nicht mehr, wenn der Huettenwart beim Adieu sagen fragt, ob wir Wasser, Pulli und Sonnencreme dabei haben...Selbstverstaendlich, denn schliesslich sind wir ja zwei buenzlige Schweizer Wanderer (aber ohne roten Socken) ;-)

2 Kommentare:

  1. gröööööööllllll......oh mann..... hätte gedacht, dass ihr euer Bünzlitum in der Schweiz gelassen hättet....... Danke für den Lachen über uns selber.

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  2. Tja... wenigsten haben die Convers-Schuhe... Die Bolis hatten jeweils so selbstgemachte "Autopneu-Sandalen". Unser Guia war einmal völlig fasziniert von unseren Schuhen, meinte aber, dass er damit unmöglich laufen könne. Er trug Autopneu-Sandalen auf 5300 Meter oben (ohne Socken...brrrrrrrrrrrrr)
    E liebe Gruess und danke für die kurzweiligen Minuten beim Lesen eures Blog

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